Unterrichtsgestaltung an der Friedrich-Fröbel-Schule

Durchgängiges Unterrichtsprinzip unserer Schule ist das handlungs- und erlebnisorientierte Lernen durch kleinschrittiges, elementares Erfahren und Erschließen der Welt, die Aneignung von Lebens- und Umwelterfahrungen sowie der Kompetenzerwerb in Vorbereitung auf ein möglichst selbständiges Leben und die Teilhabe am Leben in einer inklusiven Gesellschaft.


Der handlungsorientiere Unterricht bzw. das Prinzip der Handlungsorientierung ist zentrales Unterrichtsprinzip der Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Das heißt, Lernen vollzieht sich vornehmlich durch Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Lerngegenstände werden so konkret wie möglich und angepasst an die individuellen Voraussetzungen und Ressourcen der Schüler*innen auf- bzw. vorbereitet und in motivierenden Lernzusammenhängen schüler*innengerecht angeboten. So vollzieht sich Lernen durch direkte Erfahrung sowie am konkreten Gegenstand. Die Schüler*innen erhalten die Chance, Sachverhalte eigenständig zu beobachten und Zusammenhänge entdeckend nachzuvollziehen.

Beispielsweise wird bei dem biologischen, sachunterrichtlichen Thema „Wachstumsbedingungen einer Pflanze“ diese tatsächlich gepflanzt, beobachtet, fotografiert und entsprechende Beobachtungen werden dokumentiert. So entstehen aus Erlebnissen mit zunehmender Abstraktion Begriffe und Kategorien zu einem Sachverhalt, der vorher selbst handelnd vollzogen wurde.
Umgesetzt wird dieses Prinzip mittels präzise und individuell ausgewählter Unterrichtsinhalte auf der Grundlage von Förderbedürfnissen, Ressourcen und Interessen unserer Schüler*innen.
Grundsätzlich kommen bei uns unterschiedliche Organisationsformen zur Anwendung:
• Unterricht im Klassenverband
• Unterricht in Teilgruppen (innere Differenzierung), mit verschiedenen Schwerpunkten entweder themengleich oder mit unterschiedlicher Themenstellung
• Unterricht in klassenübergreifend zusammengesetzten, leistungshomogeneren Lerngruppen im Sinne einer äußeren Differenzierung (z. B. in den Kulturtechniken oder als Arbeitsgemeinschaften, als übergeordnetes Unterrichtsangebot: wie z.B. „Musik für schwerstbehinderte Schüler*innen“, Schulband, Malatelier, Fußball-AG; Medienscouts).
• Fächerübergreifender Unterricht zu einem Gesamtthema als Klassen- Stufen- oder Schulprojekt

Entsprechend dem Unterrichtsanliegen gewählte Sozialformen sind:
• Arbeiten in der Gesamtgruppe (z.B. Unterrichtsgespräche)
• Einzelarbeit
• Partnerarbeit
• (Klein-)Gruppenarbeit

Gemeinsame Strukturelemente sind:
• der gemeinsame, möglichst ritualisierte Einstieg am Morgen (z. B. beim Morgenkreis oder in der Freiarbeit)
• altersangemessene Tagesbesprechungen zur Orientierung (z.B. Zielvereinbarungen, Tagesstruktur)
• gemeinsamer Abschluss am Ende des Schultages zur Reflektion und zum Ausblick auf den nächsten Tag

Die Personenbindung spielt für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in der Geistigen Entwicklung eine besondere Rolle. Die Lehrer*innen sind wichtige Bezugspersonen, die ihnen Sicherheit und Orientierung, Wertschätzung aber auch Grenzen vermitteln. Nur so können günstige Rahmenbedingungen für Differenzierung und Individualisierung geschaffen werden.

Übergeordnete Ziele für die Schüler*innen sind:
• Transparenz und Sicherheit zu erleben
• Freude am Lernen zu erfahren
• Eigeninitiative und Ausdauer zu entwickeln
• Anforderungen der alltäglichen Lebensbewältigung zu erkennen, zu akzeptieren sowie wichtige (Kern-)Kompetenzen zu erlernen, einzuüben und zu erweitern
• persönliche Neigungen und Lerninteressen zu erkennen und zu entwickeln
• schrittweise Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen
• eine zunehmend realistische Selbsteinschätzung zu gewinnen
• ein möglichst hohes Maß an Selbstständigkeit zu erlangen

In der Wahl der Unterrichtsgestaltung nimmt die Zentrierung auf die Lehrpersonen mit zunehmender Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler sukzessive ab.
Die Schüler*innen lernen im Laufe der Schulzeit, ihre Interessen und Bedürfnisse in das Unterrichtsgeschehen einzubringen, sich selbst Ziele zu setzen und ihre Selbst-, Sach- sowie emotionale und soziale Kompetenz zu entwickeln.

Offene Unterrichtsformen werden angebahnt in Form von:
• Freiarbeit
• Lernen und Üben mittels der Lerntheke
• Lernen an Stationen
• Unterrichtsvorhaben / projektorientierter Unterricht
• Wochen- oder Tagesplanarbeit

Bei der Anbahnung der verschiedenen Formen selbstständigen Lernens sind die individuellen Voraussetzungen der Schüler*innen zu berücksichtigen. Zunächst verschafft die Bindung an bestimmte Personen sowie an vorgegebene Strukturen und Rituale den Kindern und Jugendlichen Sicherheit beim Aufbau einer positiven Arbeitshaltung.  In weiteren Entwicklungsschritten geht es um die Vertiefung und Erweiterung von selbstständigen Handlungsstrategien, auch im Sinne offenerer Strukturen und flexiblerer Anwendung.

Für das soziale Lernen wird parallel dazu der Schritt von situativer und selbstbezogener Bedürfnisorientierung hin zur Erweiterung der Sichtweise auf andere Menschen vollzogen und die Fähigkeit zur Kooperation mit ihnen entwickelt.

Mit Hilfe der Förderung folgender Kompetenzen wird den Schüler*innen zunehmend die selbstständige (Mit-)Gestaltung des Unterrichts und ihres persönlichen Lernens ermöglicht:
• Motivation
• Eigeninitiative und Ausdauer
• Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit
• Wahrnehmungsfähigkeit
• Aufgabenverständnis
• Selbsteinschätzung
• Fähigkeit, Ideen zu entwickeln und umzusetzen
• Selbstorganisation
• Lernen in ganzheitlichen fächerübergreifenden Bezügen
• Entwicklung von Handlungsstrategien und Einblick in Abläufe
• Konflikt- und Kritikfähigkeit

In manchen Fällen müssen die Kinder und Jugendlichen aufgrund ihrer persönlichen Lebens- und Lerngeschichten einen „sehr weiten Weg zurücklegen“, um sich von der engen Personenbindungen und Regulierungen lösen zu können und sich für eine sachorientierte selbstbestimmte Arbeitsweise zu öffnen. Insofern finden sich in unserem Unterricht zum Aufbau des Lern- und Arbeitsverhaltens oft Vor- und Mischformen offener Unterrichtsangebote wieder.
Der Unterricht ist dabei in Inhalt und methodischer Gestaltung so individuell und vielfältig wie unsere Schülerschaft.


Formen des Offenen Unterrichts an der FFS
In unserer Schule wird häufig eine Form von Unterricht angeboten, die zwischen Lehrerzentrierung und Offenen Unterrichtsmethoden angesiedelt ist. Zunächst übernimmt die Lehrperson in der Regel eher die Rolle des Motivators, Experten, Moderators, Animateurs, Lernbegleiters, Organisators, Dramaturgen und des Überprüfenden. Sie hat eine vermittelnde Funktion zwischen den einzelnen Schüler*innen und der Lernumgebung sowie zwischen ihnen und den Mitschüler*innen.

Ziele und Themen des Unterrichts werden durch die Lehrpersonen in Teamarbeit ermittelt und unter Berücksichtigung von Sachaspekten und individuellen Förderbedürfnissen festgelegt. Dabei spielen die Interessen und Lebenszusammenhänge der Schüler*innen sowie deren individuellen Lern- und Persönlichkeitsvoraussetzungen eine besondere Rolle. Diese werden diagnostisch ermittelt und in individuellen und von den Klassenteams laufend fortgeschriebenen Förderplänen festgehalten. Zunehmend erhalten die Kinder und Jugendlichen einen Einblick in Sinn und Aufbau des jeweiligen Unterrichtsangebotes und werden in die Zielsetzung einbezogen (u. a. durch persönliche Vorsätze und Verstärkerpläne). Sie werden auch aktiv in die Themenwahl und Schwerpunktsetzungen einbezogen.
Je nach individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten weist die Lehrperson den Schüler*innen zunächst noch recht konkret ihre jeweiligen Aufgaben zu, mit zunehmender Sicherheit und Handlungskompetenz erweitern sich die individuellen Auswahl- und Mitbestimmungsmöglichkeiten auch im Hinblick auf Methodik und angewendete Sozialformen. Abhängig von den definierten Zielen gibt die Lehrperson den strukturellen Rahmen der Arbeitsphasen vor (u. a. Zeit, Medien, Organisation), kontrolliert die Ergebnisse der Schüler*innen und plant die aufbauenden Unterrichtsschritte. Zunehmend entwickeln die Schüler*innen so ihre Möglichkeiten zum selbst gesteuerten Lernen und lernen Kriterien der Selbstkontrolle kennen. Mit zunehmender Selbstständigkeit der Schüler*innen verändert sich die Lehrerrolle hin zu der einer Lernbegleitung.
Mit dem Begriff Offener Unterricht werden Organisationsformen des Unterrichts beschrieben, die den Schüler*innen (Aus-)Wahl und Entscheidungsmöglichkeiten in Bezug auf die Inhalte, die räumliche und/oder zeitliche Gestaltung, den methodischen Weg sowie die gewählte Sozialform gestatten.

Die Lernangebote orientieren sich an folgenden Formen Offenen Unterrichts

- Vorhaben- und Projektorientierter Unterricht,
- Tages- und Wochenplanarbeit,
- Freiarbeit,
- Lernen an Stationen / Lerntheke.